Zur Geschichte von PEKiP®

Der Psychologe Jaroslav Koch aus Prag entdeckte in den 60er Jahren, dass Babys deutlich mehr Fähigkeiten mit ihrer Geburt mitbringen, als bislang erkannt wurden. Am Mutter-Kind-Institut in Prag entwickelte er ein Bewegungs- und Interaktionsprogramm für Eltern und ihre Babys, um die Entwicklung der Kinder zu bestmöglichen Bedingungen zu fördern. Koch stellte zudem fest, dass Kinder, die anhand von Bewegungen stimuliert wurden, selbst aktiver waren, im Alltag einen regelmäßigen Schlaf- und Wachrhythmus entwickelten und darüber hinaus einen gesunden Appetit aufwiesen. Koch gilt somit als Wegbereiter des PEKiP®s. In den 70ern lernte er Prof. Dr. Christa Ruppelt kennen, die als Psychologin mit Koch zusammenarbeitete. Sie entwickelte 1973 zusammen mit ihrem Mann, Prof. Dr. Hans Ruppelt, das Prager-Eltern-Kind-Programm für Eltern und ihre Babys.

 

Allgemeine Informationen zu den Kursen

Einmal wöchentlich treffen sich sechs bis acht Erwachsene mit ihren Babys für 90 Minuten über ein Jahr lang – in der Regel nimmt nur ein Elternteil oder eine dem Kind vertraute Person wie Oma oder Opa teil. So ist es der Person möglich, sich in der bevorstehenden PEKiP®-Stunde komplett auf das Kind zu konzentrieren. In Ausnahmefällen dürfen auf Wunsch auch beide Elternteile an einer Kursstunde teilnehmen. Generell ist ein Start in der vierten bis sechsten Lebenswoche empfehlenswert, doch auch ältere Babys können jederzeit einsteigen. Innerhalb der Gruppe sollten die Kinder jedoch möglichst gleich alt sein, um einen ähnlichen Entwicklungsstand mitzubringen. Der Kursraum wird mit dicken, weichen Matten ausgelegt, da alle Übungen in einer Runde auf dem Boden durchgeführt werden. Die Babys sind während der Kurszeit meist nackt, um sich ohne Kleidung und Windel frei bewegen zu können. Deshalb werden die Räume gut beheizt und es ist um die 26 Grad warm. Eltern sollten auf dicke Kleidungsstücke verzichten und dünne, bequeme Kleidung tragen. Der Gruppenleiter besitzt ein PEKiP®-Zertifikat. Die Grundhaltung der PEKiP®-Arbeit achtet die Werte der UN-Kinderrechtskonvention. Alle Übungen werden zur Demonstration mit einer Puppe durchgeführt. Diese Puppe wird zu Beginn mit einem Namen vorgestellt und zukünftig bei den meisten Gruppenaktivitäten miteinbezogen.

In der Regel beginnt die PEKiP®-Stunde mit einem Begrüßungslied. Obwohl die Musik kein zwingender Bestandteil der Stunde sein muss, wird viel in den Kursen gesungen. Zum Einen fördert es die Sprachentwicklung und zum Anderen bereitet es den großen wie den kleinen Teilnehmern sehr viel Freude.

PEKiP®-Übungen: Lieder und Fingerspiele

“Guten Morgen, guten Morgen, wir winken uns zu, guten Morgen, guten Morgen, erst ich und dann du!” - So beginnen gängige PEKiP®-Lieder zur Begrüßung von Eltern und Kindern, alle Kursteilnehmer werden mit Namen vorgestellt und winken sich zu. Die Kinder strahlen dabei, denn sie mögen es, wenn ihre Eltern ihnen vorsingen und mit ihnen über Musik und Fingerspiele kommunizieren. Auf spielerische Art wird den Babys so die Sprache vermittelt und zudem sind sie im engen, emotionalen Kontakt mit ihren Eltern.

 

Fingerspiele gehören zu den ersten Spielen, die Eltern mit ihren Kindern spielen können. Die Kinder werden gestreichelt, gekitzelt, ihre Händchen finden Einsatz – Worte in Verbindung mit Berührungen und Bewegungen, das sind Sprachabenteuer für die Kleinen. Das Gleiche gilt auch für die Musik. Bewegungen werden demonstriert, es wird mit den Händen geklatscht, mit den Fingern geschnipst und mit den Füßen gestampft. Der ganze Körper findet Einsatz. Die Kinder lernen ihren Körper bewusst kennen und einzusetzen.

In den meisten PEKiP®-Gruppen wird die Stunde mit einem Abschiedslied beendet:  “Alle Leut', alle Leut', geh'n jetzt nach Haus. Große Leut', kleine Leut', dicke Leut', dünne Leut', alle Leut', alle Leut', geh'n jetzt nach Haus!” Beim Singen wird der Inhalt des Liedes anhand von Bewegungen verdeutlicht. So werden zum Beispiel beim Wort “groß” die Arme hoch in die Luft hinausgestreckt. Im Laufe des PEKiP®-Jahres haben die meisten Kinder gelernt, die Bewegungen aus den Liedern zu imitieren.

 

PEKiP®-Spiele

Innerhalb der Stunde spielen die Gruppenleiter gern Spiele, die auf kreative Weise die Sinne anregen. In bunten Bällen baden, mit Farben klecksen, im Plantschbecken mit Wasser spielen oder in großen Tüchern geschwungen werden – das macht den Kindern Spaß. Alle Spiele entsprechen selbstverständlich dem Alter.

So werden zu Beginn PEKiP®-Spielwaren genutzt, die in die kleinen Händchen passen, die die Babys ertasten können. Diese Spielwaren bestehen häufig aus unterschiedlichen Oberflächenstrukturen, die den Tastsinn besonders anregen, das Kind aber nicht überfordern. Das Spielzeug ist angenehm weich oder auch rau. Es knistert, quietscht oder rasselt. Das Baby kann das Spielzeug fühlen, es hören und ansehen. Zudem wird ab dem dritten Monat die Grob- und Feinmotorik gefördert, Formen und Farben werden erkundet und die Sprache verstärkt eingesetzt. Beißringe, Massagebälle, Fühlbücher regen die Sinne an. Ab dem sechsten Monat wird in der Regel das Gleichgewicht geschult, die Kinder greifen und bewegen sich gezielter. Das dreidimensionale Erleben wird interessant. So können Spielwaren mit unterschiedlichen Inhalten befüllt werden. Eine Ente, die in einem Wasserball schwimmt, oder unterschiedliche Stoffwürfel, die mit Spiegel verziert werden, faszinieren die Kleinen. In der zweiten Jahreshälfte werden Krabbeltunnel genutzt, durch die die Kinder krabbeln können, Bällebäder aufgebaut oder große Gymastikbälle zur Förderung des Gleichgewichts eingesetzt. Es werden Krabbelparcours errichtet, durch die die Kinder alleine oder zusammen mit ihren Eltern krabbeln und auf Entdeckung gehen können, um ihre Umwelt zu erforschen. Durch kleine Hindernisse, wie leichte Erhöhungen beim Krabbeln, lernen die Kinder die Herausforderungen zu meistern. Der PEKiP®-Kurs ist in der Regel sehr kreativ und bunt und doch wird immer wieder darauf geachtet, dass die Kinder zur Ruhe kommen. Nach einem aktiven Spiel wird wieder ein Ruhepol geschaffen.

Austausch der Eltern

Alle zuvor beschriebenen PEKiP®-Übungen sollten dem Alter entsprechen. In den ersten Lebensmonaten beginnen die Babys ihre Umwelt erst einmal wahrzunehmen. Eltern sollten ihnen die nötige Zeit geben und nicht zu viel fordern. Aus diesem Grund sind die PEKiP®-Übungen zu Beginn der Gruppenarbeit auf die Interaktion zwischen Eltern und Kind abgestimmt, viel körperliche Nähe und Augenkontakt sind wichtig und schaffen Vertrauen. Schaut das Baby weg oder wendet es sich gar ab, wird es ihm vielleicht zu viel. Mit der Zeit kann dem Kind mehr zugemutet werden und Eltern animieren es zu greifen, sich aufzurichten, den Körper langsam, aber gezielt einzusetzen und wenn das Baby krabbeln kann, auch alleine seine Umgebung zu erkunden.

Selbstverständlich stehen die Bedürfnisse der Kinder im Vordergrund, doch darüber hinaus beschäftigt sich der Kurs auch mit den Fragen, die die Eltern mitbringen. Gerade zu Beginn sind viele Eltern in der Mutter-, Vaterrolle noch unsicher und freuen sich über einen regen Austausch mit anderen Eltern. Zudem berät die Gruppenleitung, gibt Tipps im Umgang mit den Kindern und bestärkt die Handlungen der Eltern. Der PEKiP®-Kurse sind somit sowohl auf die Bedürfnisse der Kinder als auch auf die der Eltern abgestimmt.